Ohnmacht schafft Gewalt
Aber die Erfahrungen reichten aus, dass ich meinen Radius erheblich eingeschränkt habe. Niemals allein raus nach 20:00 Uhr, immer mit Kapuze, immer Pfefferspray im Anschlag. Nach einem Zwischenfall der körperliche Gewalt involvierte, habe ich, wie einige andere Kommilitoninnen, ernsthaft eine Woche lang überlegt, mir eine (illegale) Waffe anzuschaffen. Ich habe den Gedanken dann glücklicherweise wieder fallenlassen.
Niccolò Machiavelli hat sein Buch „Il Principe“ – das für zweckorientierten, harten und machtorientierten Führungsstil bekannt ist – in vergleichsweise kurzer Zeit geschrieben. Interessant dabei: Er schrieb es direkt nach einer Foltererfahrung noch mit geschwollenen Händen und es ist dem Fürst gewidmet, der die Folter in Auftrag gegeben hat. Seine anderen Bücher sind weit weniger hart und er war eigentlich kein Anhänger der Aristokratie sondern Republikaner. Andreas Kemper nennt das „die Identifikation mit dem Aggressor“ (Manchmal auch: „Stockholm-Syndrom“).

Eine Studie der Otto Brenner Stiftung (IG-Metall) unter 3000 ostdeutschen Arbeitnehmern (11/2023) kommt zu diesem Schluss:
Wer am Arbeitsplatz mitbestimmen kann, ist weniger rechtsextrem
Ich bin vorsichtig, v. a. weil die Studie „Selbstbestimmung“ mit dem Vorhandensein einer Arbeitnehmervertretung gleichsetzt. Aber im qualitativen Teil finden sich ein paar gute Hinweise:
- In der Nachwendezeit konnte man froh sein überhaupt einen Job zu haben und ordnete sich unter. Es war die Rede von „Arbeits-Spartanern“, die mit wenig Anerkennung in weitestgehend patriarchalen Strukturen z. B. zugunsten des Betriebsüberlebens auf Gehalt verzichteten
- Einige sprechen davon, dass es sie auch nach der Wende sehr viel Überwindung gekostet hat, offen ihre Meinung zu äußern
Selbstwirksamkeit und Partizipation fördern Demokratie
Gewalt, Ausbeutung und mangelnde Anerkennung führen zu einem Ohnmachtsgefühl. Wer sich ohnmächtig fühlt, wünscht sich Macht. Entweder man möchte dem mächtigen Gegner schaden oder wünscht sich wie er zu sein. Erfahrung von Macht kann man gegenüber Schwächeren machen. Am ehesten mit Gewalt.
Der Beginn von Selbstwirksamkeit im Unternehmen ist Partizipation. Wer erfährt, dass sich durch das eigene Zutun etwas ändert, wer also Selbstwirksamkeit und Beteiligung spürt, macht positive Erfahrungen in demokratischem Handeln.
Die Aufgabe von Unternehmen
Die Politik alleine kann eine demokratische Gesellschaft nicht gewährleisten. Demokratieerhalt ist eine Aufgabe der Zivilbevölkerung. Unternehmen – die Organisationen innerhalb der Bevölkerung bilden – fällt dabei eine besondere Rolle zu.
Oder mit Willi Graf (Weiße Rose) gesagt:
„Jeder Einzelne trägt die gesamte Verantwortung“