Dienstag, 25. Februar 2025, 13:55 Uhr
von Magnus

Social Media beenden Demokratien

Die großen Gewinner der vorgestrigen Wahl sind gleichzeitig die extremsten Parteien, sind gleichzeitig die umtriebigsten auf Social Media. Eine Überraschung? Mitnichten. Henning Beck hat diese Analyse auf LinkedIn veröffentlicht.

Links zu seinem Profil, dem Originalbeitrag und dem dazugehörigen Podcast gehen mit einem dicken Dankeschön für die Veröffentlichungserlaubnis raus.

Titelbild der Podcast-Reihe von Klussmann & Beck, in der der verlinkte Beitrag entstanden ist

Die Studienlage wird immer klarer: Social Media (einst gefeiert als Katalysator demokratischer Bewegungen) könnten zum Totengräber von Demokratien werden (zumindest in "alten" Demokratien wie bei uns).

Der Grund:
Demokratien leben von einem gemeinsamen Austauschraum, in dem auch unterschiedlich denkende Menschen zusammenkommen.
In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts hat es diesen Austauschraum medial gegeben. Alleine dadurch, dass viele Menschen die gleichen Nachrichten schauten, die gleichen Filme sahen, ähnliche Zeitungen lasen oder Radio hörten.

Thomas Gottschalks "Wetten, dass...?"-Lagerfeuermomente waren im Grunde demokratieförderlich, denn sie schufen ein gemeinsames kulturelles Erlebnis.
Genauso wie die Tagesschau oder das heuteJournal einen gemeinsamen Nachrichtenraum ermöglichten.
Diese geteilten Erlebnisse sind für Demokratien elementar.
Wie früher im antiken Athen, als die "Agora" (der Marktplatz) als Plattform für demokratische Ideen galt.

Diese Zeiten sind vorbei.

Erst zersetzte Streaming den Kulturraum (nun hört jeder seine eigene Musik, schaut seine eigenen Videos, hat seinen persönlichen Feed),
dann zerteilte Social Media den Nachrichtenraum vollständig.

Was passiert jedoch mit einer Demokratie, die man ihres Kerns beraubt: dem geteilten politischen Erlebnis?

Sie geht kaputt.

Denn in digitalen Parallelrealitäten kann man noch so sehr davon reden, dass man die Dinge gemeinsam anpacken soll - es gibt aber nicht mehr das Gemeinsame einer Gesellschaft.
Jeder lebt in seiner Welt.

Das Perfide: Es sind nicht die Inhalte.
Selbst wenn nur noch "guter" (was auch immer das sein soll: "demokratiefreundlicher"?) Content auf Social Media wären, die Demokratie ginge dennoch Stück für Stück ein.

Denn das Prinzip

  • des Separierens von Meinungen,
  • dem Individualisieren von Nachrichten,
  • dem Personalisieren von Informationen

bleibt.

Mehr noch:
Es besteht ein Geschäftsinteresse daran, dass man viele digitale Gruppen nebeneinander hat.
Denn je mehr Gruppen man voneinenader abgrenzen kann, desto besser kann man damit Geld verdienen (sei es durch Werbung, durch Verkäufe) oder politische Macht erreichen.
Es ist daher nicht überraschend, dass die Parteienlandschaft heute so zersplittert ist wie nie.
Es ist schlicht das Resultat aller digitalen Netzwerklogik.

Im aktuellen Podcast
"Das Duell der Besserwisser"
diskutiere ich mit Sebastian Klussmann, was genau dahintersteckt - und was man tun könnte, um die Demokratie zu retten.

Was für Ideen könnten dabei helfen?
Sollten politische Inhalte auf Social Media reguliert werden?
Oder ist der Zug abgefahren?